Ich bin Xenia, 15 Jahre alt und spiele seit etwa 10 Jahren Blockflöte. Viele denken jetzt wahrscheinlich an das nervige Stück Holz, das jeder schon mal gespielt hat, doch steckt in diesem Instrument viel mehr als man denkt. Als ich damals anfing, war die Überlegung dahinter eigentlich immer, die Blockflöte als Einsteiger-Instrument zu nutzen, um Noten zu lernen und eine Grundlage für weitere Instrumente zu haben. Doch irgendwie bin ich nie davon losgekommen, worüber ich sehr froh bin.
2017 fing ich an, mit zwei weiteren Blockflötistinnen im Trio zu spielen, und wir nahmen das erste Mal als Ensemble an Jugend Musiziert teil. Es ergab sich, dass eine der drei aufhörte und so Seema (14) und ich übrig blieben. Wir spielten eine Weile Duo und wollten schließlich bei Jugend Musiziert 2019 in der Wertung Alte Musik Ensemble mitmachen. So gründete sich unser Ensemble Baroque Drops, welches bis heute aus Leonard (15), Kontrabassist, Luc (17), Cembalist und eben Seema und mir als Flötistinnen besteht. Wir spielen hauptsächlich Barock, aber sind auch immer offen für Neues. Unser erster Erfolg bestand darin, bei besagtem Jugend-Musiziert-Wettbewerb es bis in die nationale Ebene, also bis zum Bundeswettbewerb in Halle a.d.S. zu schaffen, was für uns natürlich von Anfang an der Traum gewesen war. Durch diesen Erfolg sind wir in die Förderung des Kammermusikzentrums NRW aufgenommen worden, wodurch wir viele Möglichkeiten, wie z.B. die Teilnahme an Konzerten, geboten bekamen und immer noch bekommen, wofür wir absolut dankbar sind.
Im gleichen Jahr im November kamen wir auf die verrückte Idee, bei den Open Recorder Days in Amsterdam mitzumachen. Das ist ein internationaler Blockflöten-Wettbewerb, an dem Solisten, Ensembles und Orchester aus aller Welt teilnehmen können. Der Wettbewerb besteht aus drei Ebenen, der Vorrunde, dem Halbfinale und dem Finale. Wir meldeten uns aus Spaß an, einfach für die Erfahrung und ohne irgendetwas zu erwarten. Also fuhren wir im November 2019 zusammen nach Amsterdam und durften im Konservatorium von Amsterdam, also in der Musikhochschule, spielen. Wir konnten es nicht glauben, als klar war, dass wir eine Runde weiter kommen würden. Wir spielten also im Halbfinale mit dem Gedanken, dass wir mehr erreicht hatten als geplant, und hatten dementsprechend auch absolut keinen Druck, noch ins Finale zu kommen. Tatsächlich reisten zwei von uns nach dem Halbfinale schon ab, da die Erwartung, tatsächlich ins Finale zu kommen, einfach nicht vorhanden war. Leonard und ich jedoch blieben, um die Entscheidung am nächsten Tag noch abzuwarten. Wir sind aus allen Wolken gefallen, als bekannt gegeben wurde, dass wir doch wirklich ins Finale gekommen waren. Als wir die anderen beiden anriefen, damit sie wieder nach Amsterdam zurückfuhren, wollten sie uns erst nicht glauben, doch war es kein Scherz. Wir erhielten im Endeffekt in unserer Alterskategorie einen zweiten Preis und Leonard und Luc gewannen sogar den Spezialpreis für das beste Continuo des Wettbewerbs. Der Wettbewerb war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung und definitiv eines der Highlights unserer gemeinsamen Zeit. Wir hatten das Glück, dass von diesem Wettbewerb professionelle Aufnahmen gemacht wurden, die man auch noch auf unserem YouTube-Kanal anschauen kann: https://youtube.com/channel/UCd37JZtlP9D-Pj1AfC6icHQ
Als unglaublichen Höhepunkt unserer Zeit als Ensemble würde ich aber definitiv die Möglichkeit, im Oktober in der Kölner Philharmonie spielen zu dürfen, nennen. Wir werden insgesamt zwei Familienkonzerte à 45 min geben dürfen und unser Projekt wird unter dem Namen Tanz baRock! laufen. Diese Möglichkeit ergab sich ebenfalls über das Kammermusikzentrum NRW. Wir sind auf jeden Fall sehr dankbar für diese Chance und hätten sicher nicht gedacht, dass wir mal so weit kommen könnten.
Momentan arbeiten wir an zwei Projekten – an der Teilnahme an dem Concertino-Wettbewerb in Prag, der dieses Jahr aufgrund von Corona leider per Aufnahme gewertet werden muss, und daran, an der neuen Jugend-Musiziert-Kategorie JuMu Open teilzunehmen. Hierbei führen wir ein arrangiertes Stück von Bach, welches in Thunderstruck von ACDC endet, zusammen mit zwei Tänzerinnen vor.
Ich bin auf jeden Fall sehr glücklich, durch die Förderung des KMZ NRW und die Unterstützung unserer Lehrerin Meike Herzig solche Möglichkeiten zu bekommen und in diesem Ensemble eben auch Freunde gefunden zu haben.
Mit dem Artikel möchte ich zeigen, dass einem auch mit einer „nervigen“ Blockflöte viele Möglichkeiten der musikalischen Weiterentwicklung gegeben werden können.